Donnerstag, 12. September 2013

Tag 4 - Studentinnenleben


Heute war ein Tag des Studentinnenlebens. Ich esse normalerweise immer zum Frühstück cereals, also süße, ungesunde Müsliflakes - das ist in Amerika auch quite common, aber heute machte uns Katie richtig Bacon und Eggs (mit cheese) zum Frühstück, sehr gut. Sie kann sich sowieso gut in uns hinein denken, was für für erlebenswerte amerikaniche Erfahrungen halten - abends nahm sie uns mit ihrem Freund mit zu einem echten Diner. Dort bestellten wir fast alle einen großen Burger und ein Milchshake, auch wenn ich die einzige war, die diesen dort aufessen konnte (ich glaube, ich bin häufig am konsumfreudigsten von unserer Gruppe, nicht gut für den Reisegeldbeutel...). Die Kellnerin erzählte uns, dass sie auch schon mal von einer deutschen Sendung beim Servieren gefilmt wurde, der Diner erwies sich also als gute Repräsentationsvorlage. Als ich noch (wie immer als letzte) aß, wollte sie aber schon alles abräumen und gab uns boxes für das Essen und Becher für die Milchshakes. Wir wunderten uns - wollen sie nicht Geld verdienen und uns nach zusätzlichen Drinks fragen? Im Gespräch erfuhren wir, dass in Amerika wirklich mehr ums Essen geht und man danach meist wirklich nach Hause geht. Da fällt schon wieder ein Unterschied in der Kultur auf - etwas schneller beenden, mehr Essen, weniger Zusammensitzen. Und die Portionen sind zu groß.
Es war aber toll, mehr mit unserer Host Katie und ihrem Freund Mike zu machen, die beiden sind wirklich großartig. Wir reden hauptsächlich über die Unterschiede unserer Kulturen, ich frage immer über Gewohnheiten und Alltagsleben - irgendwann fiel mir auf, dass wir so alle zu Stellvertreter_innen unserer Kulturen werden, also nicht gerade individuell für ein ganzes Land stehen. Mike hat aber später noch etwas über seine Arbeit als Musiklehrer an einer Schule für schwer Erziehbare erzählt (hier hat man über "blacks" die Vorurteile, die man bei uns über "Türken" hat) und Katie erzählte etwas über ihre Familie. Ich bin sehr verwundert, sie meinte, hier ist es ungewöhnlich, wenn nicht beide Elternteile arbeiten - bei uns gibt es nämlich so viele Hausfrauen. Solche Unterschiede in partnerschaftlichen Lebensformen interessieren mich vor allem wegen meiner Bachelorarbeit, die ich gerade zum Thema (Hochzeit/Ehe/ im Film) schreibe - dort ergab meine Recherche eher, dass in Amerika traditioneller gelebt wird, da auch z.B. zusammen wohnen vor der Ehe (falls diese je stattfindet) in den USA gesellschaftlich mehr sanktioniert wird. Ich kann aber nicht oft genug betonen, dass unsere Lebensform unter Studierenden - WGs, gemischt geschlechtlich - einfach kaum verbreitet ist - Doppelschlafzimmer, gleichgeschlechtlich, und so, ich glaube ich schrieb bereits darüber. Jedenfalls ist dieser "kulturelle Austausch" auch praktisch für das Studium, und zwar um im wahrsten Sinne des Wortes die theoretischen Erkenntnisse praktisch zu reflektieren.
Auch haben wir am Student_innenleben teilgenommen: wir durften an einer class für modern dance (es gibt hier ein dance department, das ist nicht wie hochschulsport) teilnehmen. Wirklich teilnehmen, nicht nur zuschauen - ich hätte technik erwartet, wo wir uns unfähig fühlen würden. Die Stunde war aber eher wie mir bekannte Auswärmübungen beim Improtheater, Raumlauf, viel mit Körpererfahrung aber auch sprechen im Raum. Wir wurden integriert und durch die Übungen konnten wir uns direkt körperlich damit auseinandersetzen, dass wir Fremde im Raum waren. Danach haben wir noch bei einer Gesangsstunde von Katie zugehört. Dies war sehr beeindruckend, weil wir so ihre tiefe, laute Stimme endlich einmal solo und nicht im Chor des Projektes unter vielen anderen hören konnten. Ich habe selbst Unterricht mit verschiedenen Instrumenten erlebt, aber Gesangstechniken waren mir völlig fremd. So konnten wir ein bisschen am amerikanischen Unileben teilhaben und auch andere Fachbereiche als unsere kennen lernen. Ich war überrascht, wie die Studierenden sehr engagiert am Unterricht teilnahmen und  sehr reflektierte Sachen sagten (was in meiner Uni zu hause nicht immer der Fall ist, aber hier haben wir auch ältere Studierende beobachtet).
Dieser Tag war der erste, wo wir weniger touristisch die Stadt erkundeten oder bei den Proben zuschauten sondern direkt an der Uni teilgenommen haben und sogar selbst arbeiteten. Wir haben in einer Caféteria, umgeben von Billiardspielern, die Projekttexte ins Englische übersetzt - dabei merkten wir doch, dass geschriebenes Englisch weniger Fehler und Umschreibungen zulässt als die Gesprochene. Beim Sprechen sind wir nämlich jetzt schon ziemlich gut geworden!
 

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