Als Seminaraufgabe: Recherche zum Thema Liebe, Theorien dazu etc.
Tolle Aufgabe, macht mir Spaß! Denn das Beschäftigen mit dem Thema Liebe auf wissenschaftlich-theoretischer Ebene ist mir nicht neu. Denn: etwas zu begreifen, zu analysieren (was immer auseinandernehmen, ins Innere dringen und auch ein bisschen töten beinhaltet) heißt auch immer - sich etwas anzueingnen. Mir die Liebe aneingnen zu wollen, das ist mir nicht neu. Nein, Liebe ist für mich keine nur unreflektiert ausgeführte Praxis. Das klingt ein bisschen negativ, aber genau das muss auch gleich erörtert werden. Niemand würde verneinen, er oder sie hätte "keine Liebe im Leben", "das kenne ich nur aus dem Film" - okay, vielleicht das letztere schon, aber ein unreflektiertes Konzept (wie z.B. das der Heteronormativität für viele ist) ist es für die meisten nicht, schon gar keine weltfremde, unverständliche - aber existente - Theorie, wie es für manche... (als Klischee-Beispiel) Einsteins Relativitätstheorie, Quantenphysik usw. sind.
Es wäre ja schön, könnte man so einfach eine wissenschaftliche Theorie zur Liebe machen! Die nur einfach schwer zu begreifen, zu lernen, sich anzueignen ist, was wäre das schon für ein Problem! Denn das schwere an der Liebe ist eben: nein, wirklich erklärbar, begreifbar, greifbar ist sie nicht. Das klingt metaphysisch, was sonst nicht meine Art ist - aber beschreibbar ist die Liebe nur durch Umwege, durch Metaphern. Ich fühle mich wie...
Ich weiß noch, wie mich zum Beginn der Pubertät, in der 6. Klasse, eine Freundin fragte: Pia, warum verliebt man sich? Verknallt sein war damals DAS Gesprächsthema. Eigentlich das Einzige. Auch die ganzen Körpersachen, die neu waren, aber vor allem diese Anziehungskraft und diese Lebensträume. Na ja. Auch ich hatte mir Gedanken darüber gemacht, und ganz die Naturwissenschaftlerin (die ich während meiner Schulzeit immer war) und ganz in dem Ärger über Last der Determination des weiblichen Körpers durch pubertäre Veränderung antwortete ich "um Kinder zu kriegen". Meine Freundin guckte ziemlich schockiert, das Gespräch war beendet, glaube ich. Ich fühlte mich damals ziemlich einsichtig damals auf dem Pausenhof, aber es spiegelt auch wieder, das wir Mädchen uns einerseits begeistert in das Thema stürzten, andererseits aber auch belastet davon waren, dass wir unsere Leben nicht mehr so leben konnten, wie vorher, weil sich einfach nur noch alles um Jungs (mit denen das mit der Kommunikation noch nicht geklappt hat) und Körper drehte. Ich wünschte mir, das alles beherrschen zu können, weil es so störte, außerdem sprach der Biologieunterricht eher über Fortpflanzungsfunktionen (was besonders mich als angehende Frau ängstigte, ich sah mich entfremdet) als über nette Dinge. Puh, man kann auch Angst davor haben! Nur schön ist das nicht, die Liebe zieht auch viel mit sich. Macht einen abhängig bzw. Abhängigkeit ist Voraussetzung.
In dieser Zeit kam ich gerade los von meiner Prinzessinenphase, auch wenn diese schon ungefähr 1997 (zeitgleich mit dem Tod Prinzessin Dianas) endete. Trotzdem implizierte dieser Traum keinen erlösenden Prinzen, es ging eher um materielle Unabhängigkeit, goldenes Glitzer und ein Schloss voller Katzen und eine größere Familie als ich sie hatte. Aber um nicht vollkommen in Biografiedetails auszuschweifen, etwas Gesammeltes zum entlanghangeln:
Recherche in der Uni heißt meistens: In welchen Texten steht was zu dem Thema? Und Texte, wenn auch in populärerer Form habe ich viel zu Hause in Form von Büchern, welche auch viel meine eigene Lesebiografie darstellen (auch wenn viele Stationen in ihre Bibliotheken zurückgewandert sind). Denn Liebe und Literatur... das hat schon was miteinander zu tun. Wie viele Bücher handeln davon... und wie viele habe ich dazu gelesen! Keine Frage, das macht (mir) Spaß. Aber darum soll's jetzt kaum gehen, das wäre unfassbar. Deswegen ein kleiner Griff in meine Regale:
Links ein paar populärwissenschaftliche Bücher, in denen das Wort "Liebe" vorkommt, rechts Romane die mir was dazu bedeuten.
Angefangen mit "Versuch über die Liebe" von Alain de Botton. Las ich zum ersten Mal etwa in der 11. Klasse, eine Zeit wo mein Philosophiekurs begann (brachte mich dann letztendlich doch von den Naturwissenschaften weg) und ich unheimlich viel über Psychologie, vor allem Geschlechterkrams las - wie kann man dieses seltsame Verhalten nur erklären? Ich weiß nicht, wie viele Exemplare ich von dem Buch verschenkte oder wie oft ich dieses verlieh... Ich weiß nicht mehr genau den Inhalt, aber der Autor versucht verschiedene Stationen einer Beziehung aufzuzeichnen. Ich weiß noch, begeistert war ich von dem Beispiel, wo er sich in ein Mädchen verliebt, neben wem er zuuuufällig im Flugzeug sitzt. Er rechnet ein paar Statistiken vor und zeigt so, wie Eindrücke von Schicksal reine Illusion ist und wie leicht man Zufälle für Magie hält. Super! Jetzt konnte ich so viel bedrohliche Romantik aus den kitschigen Filmen nehmen und das verklärte Verhalten so vieler Menschen erklären. Na ja, es nahm mir aber nichts von der Begeisterung von dem Liebesleben. Richard David Precht steht für die ganzen weiteren Bücher und "Lust und Liebe - alles nur Chemie?" für eine weitere Phase der Oberstufe, wo ich den Biologie-LK belegte und meine Freizeit mit Büchern zum Thema (Hormone waren mein Erklärungsmodell für alles Verhalten) verbrachte. Es muss doch ein Hormon geben, dass diese Liebesgefühle auslöst und das Verhalten verändert! Und schließlich fand ich einen Namen dafür: In einer Bio-LK-Sitzung bekamen wir dieses Arbeitsblatt mit dem Herzen drauf, wo PEA - Phenylethlamin, sozusagen das Liebeshormon, erklärt war. Nun hatte ich es gefunden, die Erklärung und erzählte allen bereitwillig davon. Ich wurde nicht selten als unromantisch bezeichnet. Ich verstand aber nie, wieso - es tat mir nur gut, eine körperliche Reaktion zu kennen, das minderte nicht das Erleben dieser Hormone, ich wollte nur keine göttliche, ausgedachte Erklärung. Das ich mit dieser ganzen Recherche mir das mit der Liebe hauptsächlich kontrollierbar machen wollte, ist eine andere Geschichte. Warum verlieben sich Menschen? Wann verliebt sich wer in mich? Ich brauche einen Liebestrank.
Erich Fromm steht für den Beginn soziologischerer Ansätze durch den Beginn des Studiums und geisteswissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Ich hörte von einer, die ihre Bachelorarbeit einfach über Liebe schrieb, das konnte ich verstehen, würde ich das auch machen? (Jetzt schreibe ich über Filmhochzeiten, wie sie überromantische (und passive) Frauenbilder etablieren, Heterosexualität institutionalisieren etc. - mal wieder ganz die alte Desillosionierungstour). Ich belegte Seminare zum Thema, las z.B. das Symposion von Platon, wo es um die ganze Kugelmenschengeschichte geht usw, und ... na ja, hier wäre jetzt ein dickes und so weiter an Texten, Filmseminaren, Kommilitonendiskussionen etc. anzufügen. Jedenfalls - die Soziologie sucht zwar determinierende Ursprünge nicht in den Genen, sondern eher in der Sozialisation, aber auch hier gibt's fiese Sachen: Nicht Brüste=Fruchtbarkeit etc. sondern gleicher kultureller und ökonomischer Status = Liebespaarmäßig kompatibel. Wollen die Leute auch nicht hören, wenn ich über Liebe rede, ich glaube, der beliebteste Mythos (auch in Filmen) ist immer noch der von "Gegensätze ziehen sich an". Na ja... Es gibt jedenfalls viel zum Thema Liebe, in allen möglichen Disziplinen. Warum sollte ich eine Theorie zum Seminar mitbringen und vorstellen? Es gibt viel, aber mein persönlicher Umgang damit bringt meistens den Kommentar "Du bist aber unromantisch"... mit sich. Ist okay - ich mag aber die Liebe, es ist nicht so, dass ich mich nicht damit beschäftige.
BELLETRISTIK... die schöne Literatur... Hier wird's verständlich-romantischer. In der Pubertät las ich eine Weile gar nicht, am Ende dann nur so biologisch-psychologisch wissenschaftliche Literatur - bis dann kurz nach dem Abi wieder ein erster Roman kam: was von Jonathan Safran Foer. (die Pubertät und Kindheit, da waren auch viele Liebesromane, aber die waren meist aus der Bibliothek). Foer... seine Bücher saugen einen so ein, und ja, es geht auch um Liebe, ich hab mich mitreißen lassen, genauso wie bei Nick Hornby (ein bisschen mehr Großstadt), Hermann Hesse (ein bisschen viel männlicher Entwicklungsroman, aber damit muss man sich auch mal identifizieren), Zafón (nostalgisch-historische Großstadt, Konzepte von der einen Liebe für's Leben, Magie, Schicksal...) und schließlich hin zu dieser unüberbrückbaren Distanz, wie bei Milan Kundera und den ganzen. Dann die Populärliteratur (die ganzen Philosophen und Klassiker vorher sind ja auch eine Abgrenzung davon) - Stephenie Meyer mit der Eclipse-Reihe, ebenso die Fifty-Shades-of-Grey Geschichte. Ich wollte Liebe als ein Phänomen dekonstruieren, nein eigentlich: warum fasziniert das alle so? Warum schreiben alle bei SchülerVZ in ihren Beziehungsstatus "verheiratet mit Edward Cullen" (das ist der Protagonist bei den Vampirbüchern? Ich wollte analysieren, was für ein ideales Liebeskonzept hier geschaffen wird. Das ist z.B. Typ ist unendlich reich, unheimlich skilled und hat unheimlich viel Zeit, kann alle Frauen haben, aber alle langweilen ihn und deshalb verliebt er sich in die Protagonistin und lebt nur noch für sie. Na ja. Kann man viel drüber forschen. Und dann das, was ich letztendlich jetzt gerade lese und was mir auch dieser ganze Feminismuskram in der Uni beschert hat: von irgendwie Frauenromanen wie Gaby Hauptmann zu Eva Heller, die das perfekte Märchenliebeskonzept neu definiert hat als "am ende haben wir uns losgelöst von dem typen der nichts kann und unser geld ausnutzt, haben am ende den festen Traumjob und den Typen, der entweder mit uns arbeitet oder uns zumindest so gut es geht unterstützt" Liebe ist super, Liebe "makes our living worth wile", aber Liebe darf nicht determinieren und so richtig richtig abhängig machen, auch wenn sie das meist tut. Aber eine einzige Erklärung für Liebe finden? Das geht nicht. Liebe kommt vor. Viel. Aber es gibt wirklich viele unterschiedliche Positionen dazu, selbst innerhalb einer Person bzw. mindestens in deren Lebenslauf. Aber das, was dazu geschrieben steht und das, was dazu gedacht wird - zumindest von mir - geht darum, wie mit ihr umzugehen ist. Weil sie nunmal da ist. (genauso wie in meinem Bücherregal)
...jetzt habe ich wohl hauptsächlich in mir selber recherchiert. Gab was zu finden...
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